Lieber Richard, meine Karte haben Sie wohl. In
Riva iſt es
mir nemlich vor 3 Jahren paſſirt, daſs der Poſtbeamte mir die Briefe an mich nicht gab – ich verlangte damals die Einläufe durchzuſehen, da entdeckte ich meine Briefe. Und ich hatte nicht gepfiffen! –
*Die
Leſeprobe fiel gut aus. Frl.
S. ignorirte mich, aber that ſehr ergriffen von dem
Stück, Nachmittag telephonirte ſie
en bon camerade.
Son̅enthal hat »gute Hoffnung«. Beim
1. Akt wurde viel gelacht. Vom
3. verſpricht man ſich ſichre Wirkung. Dem
2. ſcheint man am wenigſtens zu vertrauen.
*Mitterwurzer war nicht anweſend; er ſpielt aber ſicher, ließ ſich officiell entſchuldigen. Die
Kallina wird überraſchen. Dazu will
Burckhard einen Einakter von
Giacosa Rechte der Seele geben; während der Leſeprobe half er den
Laube in
Sprottau ent
*hüllen. Ich wünſchte ihm angenehme Enthüllung. Er ſagte, die Enthüllung des Fräulein
Dandler zöge er vor. –
Fels ſchreibt mir heute
. Sie können ſich denken. Er appellirt an uns zuſa
m̅en, die Summe iſt 25 fl. Ich hab ihm gleich 10 fl
*geſchickt. Darf ich ihm auch für Sie was ſchicken? Auch an
Hugo wandt ich mich bereits. –
Geſtern war ich beim »
Pelikan«. Dieſes Blaßwerden guter Stücke iſt ſeltſam. – Heute
geh ich zur Eröffnung der
Josefstadt. – Gearbeitet hab ich noch i
m̅er gar nichts; heute
*Nacht will ich anfangen. Glauben Sie? –
Das Datum der
L. iſt noch nicht feſtgeſtellt. –
Den
Hugo hab ich geſtern begegnet, vorgeſtern iſt er zurückgeko
m̅en. Er ſieht gut aus, »wettergebräunt«. Nach und nach wird man zu allen Worten Anführungszeichen
*machen müſſen – das wird dann das Ende der Literatur sein.
Wie geht’s Ihnen? Nächſtens ſchreiben Sie mir einen Brief ſtatt einer Depeſche; da werde ich weniger erſchrecken und mich beſſer unterhalten. Ich wünſche Ihnen weiter gute Laune, *gutes Wetter, gute Stim̅ung und lebhafte Empfindung Ihrer Freiheit und Ihres Lebens.