Haben Sie Dank für die freundlich auszeichnende Überſendung Ihrer neueſten
Novelle, die ich nunmehr an zwei ſtillen Abenden geleſen. Bewunderungswürdig iſt die Kunſt – oder beſſer geſagt die Wahrheit, mit der Sie die Seelenqualen des hinſterbenden
Felix, den allmäligen Loslöſungsprozeß der Geliebten ſchildern. Aber hätten Sie nicht dieſes pſychologiſche Duett (oder wenn Sie wollen Terzett) vielſtimmiger machen, nicht einige Handlung und Verwicklung dazu erfinden können? Gerade
das wollte ich nicht! werden Sie ausrufen. Und dann haben Sie auch recht. Es muß, es darf ja nicht ein Werk wie das
*andere ſein, und da Sie ſchon ſo viel Abwechſlungsvolles gebracht haben, ſo wird dieſes peinvolle Machtſtück in ſeiner knapp umrahmten Düſterkeit
↓auch↓ den richtigen Platz in der Reihe Ihrer Schriften finden, allwo es ſeine eigenthümliche Wirkung ganz und voll ausüben kann.
Ich ſelbſt bin jetzt auch beſchäftigt – und zwar mit allerlei. Wollen ſehen, was dabei herauskommt!
Es grüßt Sie herzlich und mit aufrichtiger Hochſchätzung
Ihr
Ferdinand von Saar