Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 5. 3. 1893



*Herrn Doctor Richard Beer-Hofmann

*Lieber Richard,

für die Anempfehlung von Quisisana meinen beſten Dank! Ich fühle mich hier ſehr wohl, und habe überdies ein sehr hübſches Parterrezier mit Ausblick aufs weite Meer, das herrlichſte Wetter (kee keinen Ueberzieher mehr) und ſehr ſympathiſche Geſellschaft (die malende Schweſter Rosenthal’s und die Sophie Link, ſeit 6 Wochen in Berlin verheiratet). – Ich bin meiſt im Freien, und pendle zwiſchen Lovrana und Voloska *hin u her. – Gearbeitet – wenig; ierhin ein Stück der Novellette. – Die »Familie« durchgeleſen, merke, daſs was fehlt, und bin nicht recht klar was. Ich werde es auch jedenfalls in 2–3 Wochen vorleſen, aber um Rathschläge erſuchen müſſen. Keineswegs leſe ich, bevor wir Ihre Novelle zu hören bekoen, was hoffentlich kurz nach meiner Ankunft möglich ſein wird! –
– Ich denke nicht gern ans Fortreiſen; die Ruhe hier thut mir ganz unbeſchreiblich wohl; wäre ich mein eigner Herr, ſo blieb’ ich zwei Monate da. We man auch nicht *arbeitet, – man hat die Empfindung, daſs man es jeden Augenblick könnte, was faſt noch mehr werth ist. – Hübſch wär’s, we wir das nächſte Frühjahr die ganze Quisisana miethen könnten! – Ah, diese Luft – einfach entzückend! – Es iſt doch recht traurig zu den »Müſſenden« zu gehören! –
Grüßen Sie Loris und Salten aufs allerherzlichſte, desgleichen Schwarzkopf, der mir doch zwei Zeilen über das Befinden seines Bruders ſchreiben möchte; und grüßen Sie nebſtbei jedermann, der die Freundlichkeit hat nach mir zu fragen. – Schade, daſs *Sie nicht auch da ſind! Hoffentlich find ich Sie aber in geſegneterer Stiung als ich Sie verlaſſen!
Stets der Ihre
Arthur.
Abbazia5. 3. 93. Sotag. –
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