Zu meinem gesterigen Brief trage ich noch einiges nach, was ich dort vergessen habe.
Ihre Medizin, die
Schreiber für sehr gut erklärt, nehme ich weiter; später soll da
nn ein Eisenpräparat folgen.
Hier im Hotel habe ich einen Beka
nnten aus
Wien getroffen, den Sie auch ke
nnen, den Schwager von
Moriz Rosenthal, Dr. med.
Schrager. Er kam hierher, sich von einer Lungenentzündung zu erholen, ist schon zwei Monate hier und bleibt bis Ende Februar. Ausserdem verkehre ich mit dem
Erzieher des
Erbprinzen von Fürstenberg, einem Philologen, der kürzlich sein Examen gemacht hat und mich durch Gestalt, Benehmen usw sehr an meine
Münchener Studierzeit eri
nnert. Übrigens ist er ein wütender Naturalist.
Am Tag, da ich hier ankam, als wir mit dem Bu
mmelzug von
Bozen herüber fuhren, hatte es 28° in der So
nne; gestern ebenso. Sonst circa 24°. Trotzdem ka
nn ich es absolut zu keinem Gefühl der Wärme bringen. Ich trage wollene Unterkleider, warme Oberkleider, Mantel, Plaid – und mir ist, we
nn ich mir die So
nne direkt in den Magen scheinen lasse, als hätte es 14°.
Sie wissen, dass ich angeschwollene Füsse habe, die auch schmerzen. Ich dachte i
mmer, es sei vom vielen Gehen; aber
Schreiber sagt: Anämie! alles Anämie!