vorgestern – bei einer Soiree des Rechtsanwalts D
r Grelling in
Berlin – wurde Ihre »
Frage an das Schicksal« aufgeführt.
Reicher brillirte als
Anatol – ich kann Ihnen nicht schildern, wie vorzüglich er war: einfach ganz einzig, der
Anatol par excellence. – Es hat mich ungemein gefreut, dass ich der Aufführung Ihres Stückes – in so meisterlicher Darstellung – habe persönlich beiwohnen können. Es waren mehr als 100 Personen anwesend; die hervorragendsten literarischen u künstlerischen Kreise waren vertreten: von
Sudermann bis
Träger.
Sudermanninsonderheit war ganz entzückt u. wurde nicht müde, seinen Beifall in der allerlebhaftesten Weise, durch beständige Zwischenrufe
aufrichtiger Bewunderung, Ausdruck zu geben.
Reicher läßt Sie grüßen. Er bat mich Ihnen
zugleich mitzuteilen, dass
Blumenthal bezüglich der Aufführung des »
Märchen« darauf hinweist, dass Sie ihm seinerzeit gesagt hätten, das Stück werde in
Prag gegeben werden.
Er möchte erst diese Aufführung abwarten, – Sie sollen daher zusehen, dass Sie die
Prager Première beschleunigen. – Notabene, Lieber Freund, – dieses
Berlin ist eine herrliche Stadt: ich fühle mich hier, obwol ich erst einige Tage da bin, so heimisch, als wäre ich
dort geboren. Wir wissen in
Wien nicht, was geistiges u künstlerisches Leben bedeutet: man muss hieher kommen, wenn man dies erfahren will.
Raten Sie, bitte, schleunigst allen unseren lieben Freunden: Sie sollen ohne Zaudern, ohne eine Minute zu verlieren, ihr Bündel packen und nach
Berlin ko
mmen – Alle, – es ist hier Boden genug für sie u. in
Wien werden sie
ja doch alle verkü
mmern!