die traurige Nachricht fand ich, nach einigen trüben Andeutungen durch Freunde, heute morgens in der Zeitung – ſo war es unmöglich, zurechtzukommen, um dem Begräbnis
Ihrer guten
Mutter beizuwohnen.
Daſs jemand nicht mehr iſt, iſt auch für den Fernerſtehenden unfaſsbar, ja es iſt, als antwortete das menſchliche Innere
*auf die Zumutung, dies hinzunehmen, mit einer verdoppelten Lebhaftigkeit der Vorſtellung. So lebt Ihre
Mutter für mich in dieſen Stunden – und immer wieder, nach 10 nach 15, nach 20 Jahren kommt für mich ein einſamer Spaziergang, eine ſtockende Arbeitsſtunde, in der ein Todter ſo völlig auflebt, dies iſt eines der Geheimniſſe unseres Innern.
Es iſt mir ein lieber Gedanke, daſs Sie nach der Qual dieſer Tage daran
*gehen, ein
dichteriſches Gebilde, in dem ſo viel Ihres ſtärkſten wahrſten inneren Lebens zuſammengedrängt iſt, auf die Bühne [zu] bringen. Daſs man auf dieſe Weiſe, ebenſo wie in den
Kindern, irgend etwas von ſich weitergibt, gleichſam ans Unendliche weitergibt, iſt für mich eine von den Compenſationen. Es gibt noch geheimnisvollere, wenn man in das Myſterium des Lebens eindringt, wie es manchmal geſtattet, aber
*nicht mitteilbar iſt. In den Tiefen der Arbeit liegen ſie und auch in den Tiefen des
↑Aa↓ufnehmenden Lebens, und ſind Ihnen bekannt wie mir. – Es ſcheint mir in manchen Momenten als das einzig Natürliche, jetzt zu Ihnen zu fahren und Tage bei Ihnen zu ſein. Ich thäte es augenblicklich, wären Sie auf dem Lande, wo ich wirklich andauernd bei Ihnen wäre.
Auch hält mich noch etwas zurück. Mein
Vater war dieſen ganzen ſchweren So
m̅er in
Wien, iſt jetzt bei uns und freut ſich auf eine kleine aufheiternde Reiſe nach
Hamburg u.
Kopenhagen, der ich auch meine Herbſtarbeitswochen zunächſt opfere. Wir treten ſie am 16
ten von
München aus an
.